Dienstag, 3. April 2012

Beginnen werde ich meinen Blog mit einigen Zeitzeugenaussagen zu den Geschehnissen in und um Königsberg gegen Ende des zweiten Weltkrieges.

 

Augenzeugenbericht des Dr. E. B. ehem. Königsberg – entnommen aus dem Mitteilungsblatt der Landsmannschaft Ostpreußen - Wir Ostpreußen – Jahrgang 1 – Hamburg 1. August 1949
 
Textwiedergabe auszugsweise
  • ·         Am 12. Januar 1945 beginnt die große russische Offensive bei Baranowitschi. Sie greift auf die ganze Front über; es folgen die Kämpfe an der ostpreußischen Grenze bei Schloßberg und  der für Ostpreußen verhängnisvolle sowjetische Vorstoß aus dem Raum von Zichenau quer  durch die ganze Provinz auf Elbing zu. Damit ist Königsberg schon nach neun Tagen vom  Reich abgeschnitten ................
    ·     Am 21. Januar abends verläßt der letzte Berliner Nachtschnell-Zug den Königsberger     Bahnhof..............
    ·     Am 29. Januar schließt sich allmählich der Ring des Belagerers. Mir gelingt es an diesem Tage, spät abends mit einem Fuhrwerk, das ich mit Frauen und Kindern bei siebzehn Grad Kälte nach JPillau kutschiere, aus der Stadt heraus und an der gefährlichen Stelle bei Metgethen vorbeizukommen. Sechs Stunden später drückt der Russe die Front bei Metgethen ein: Der Ring um die Stadt ist fest g e s ch 1 o s s e n.................
    ·     Der Kreisleiter ist der tatsächliche Machthaber. Der Gauleiter hat sich bereits nach Pillau in Sicherheit gebracht und kommt nur gelegentlich nach Königsberg..................
    ·     Das Schloß wurde zur Verteidigung durch die SS hergerichtet. Am Paradeplatz wurden in großer Eile neue Bunker betoniert und mit den vorhandenen Bunkern und Luftschutzkellern verbunden, so daß ein einheitliches System von Schutzräumen entstand, welches die die Parteileitung aufnehmen sollte..................
    ·     Als Fluchtweg aus der belagerten Stadt sollte der große Abwässerkanal dienen, der im ehemaligen Volksgarten in der Nähe des alten Ausfalltores beginnt und über Ratshof die Abwässer bis zur Kläranlage Vierbrüderkrug bringt. Um den mannshohen Kanal für diese Zwecke benutzbar zu machen, wurde seine Decke an zahlreichen Stellen durchschlagen; auf diese Weise wurde frische Luft eingeführt. Tatsächlich haben sich Großherr, Fiedler und andere Parteigrößen mit ihrem Anhang durch diesen Kanal aus der eingeschlossenen Stadt retten und sich zu der im Samland kämpfenden Truppe hindurchschlagen können................
    ·     1. April 1945, war ich nochmals zur Besprechung beim Reichsverteidigungskommissar, und zwar beim Gauwirtschaftsberater Dr. Dzubba in Pillau. Es ging täglich des Nachts ein Zug nach Pillau, der bei Metgethen-Serappen häufig von den Russen beschossen wurde.....................
    ·     Nachdem die im Samland kämpfenden Truppen mit Unterstützung der Kriegsmarine die Chaussee Pillau—Königsberg wieder frei gekämpft hatten, wurde ich vom Reichsverteidigungskommissar Ost, der im Lotsenturm in Pillau seinen Sitz hatte, nach Königsberg beordert, um dort Brunnen zu bohren.................
    ·     Am 3. April hatte ich wegen der Brunnenbohrungen im Stadthaus zu tun, und ich suchte bei dieser Gelegenheit den Oberbürgermeister Dr. Will auf, dessen Diensträume in einem Bunker im Stadthaus lagen......
    ·    ...daß die Sowjets soeben ein Ultimatum an den Verteidiger der Festung, General Lasch gerichtet hätten, die Festung bis zum 5. April abends zu übergeben. Das Ultimatum würde deutscherseits unbeantwortet bleiben.
    ·     Am 6. April beginnt der Angriff..................................
    ·     Es ist Sonntag, der 8. April, mittags 12.20 Uhr — fällt für mich der eiserne Vorhang. Mongolische Truppen dringen in unseren Keller...................
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